Details zu Der Versucher - Buch

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Hermann Brochs Berg-Roman „Der Versucher“ spielt Ende der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts in einem österreichischen Alpendorf und schildert in Ich-Erzähl-Form die Tage eines 60-jährigen Mediziners, der, seiner wissenschaftlichen Tätigkeit müde und vom persönlichen Schicksal getroffen, vierzehn Jahre zuvor aus der Stadt in diese Umgebung gezogen ist, wo er als Landarzt praktiziert. Um die Schwächen und Nöte der einheimischen Bauern wissend gilt er, hoch angesehen, über seine medizinischen Kenntnisse hinaus auch als guter, stets Rat wissender Nachbar. Als ein sich als Knecht verdingender Heilspredigers (Marius) im Dorf erscheint, warnt er eindringlich vor dessen Einflüsterungen, mit denen dieser allen technischen Fortschritt, wie Radio oder den Einsatzes von landwirtschaftlichen Maschinen, als böse und verhängnisvoll verdammt. Zusammen mit einem anderen Landstreicher (Wenzel), der die Dorfjugend mit paramilitärischen Übungen an sich zu binden beginnt, erzeugt er bald eine Atmosphäre von Angst und Hass und versucht, die ihrem mühsamen Tagewerk und der kirchlichen Obliegenheiten überdrüssigen Bewohner mit der Prophezeiung des Anbruchs einer neuen Zeit zu beeindrucken, ja das ganze Dorf geradezu zu verhexen. Von diesen Reden mehr und mehr beeinflusst und unter der zusätzlichen Wirkung von Alkohol kommt es eines Sommerabends im Trubel einer Kirchweih in einer Art Trancezustand zu einem Ritualmord an einer jungen Bauerntochter, den der „Versucher“ als Sühneopfer fordert; der Täter, ein diesen Reden erlegener Bauer, richtet sich selbst.
Eingestreut in die wirklichen Geschehnisse schildert Broch immer wieder in nahezu mystischer Verklärung die Natur mit all ihren Schönheiten, aber auch ihren Bedrohungen. In den Figuren des Marius und des Wenzel lässt er die Schrecknisse des heraufziehenden Nationalsozialismus vorausahnen
rororo Doppelnummer 343 + 344
44. - 48. Tausend August 1965
letzte angegebene Seitenzahl 434
die Nummerierung beginnt auf Seite 7 mit Nummer 5